Neue Umfrage – Bremst der Datenschutz die Digitalisierung?

Allgemein

Dass Datenschutz und Digitalisierung in Unternehmen momentan noch keine besten Freunde sind, wird in einer neuen Umfrage wiederholt deutlich. Dabei befragte Bitkom insgesamt 503 Unternehmen in Deutschland mit mindestens 20 Beschäftigten.

Heraus kam, dass 68% der befragten Unternehmen den strengen Datenschutz in Deutschland als Hindernis für Digitalisierung sehen.

Besonders erschwert wird die Umsetzung unter anderem extern durch die Rechtsunsicherheit bzgl. genauer Vorgaben der DSGVO und durch die mangelnde Beratung durch die Aufsichtsbehörden. Aber auch intern gibt es immer noch Probleme bei der Umsetzung, etwa durch zeitaufwendige IT- und Systemumstellungen, Mangel an qualifizierten Beschäftigten oder die mangelnde Einbindung des Datenschutzbeauftragten.

So gaben knapp ein Drittel aller Befragten an, dass der Datenschutz in ihren Unternehmen nur teilweise umgesetzt worden ist.

Bei der Frage, ob und inwieweit durch die DSGVO der Wettbewerb am internationalen Markt für Unternehmen verzerrt wird, zeigten sich die Befragten eher skeptisch. So gaben 40% an, dass die DSGVO für ihr Unternehmen keine Vorteile bringt und 30% sehen sogar einen Wettbewerbsnachteil.

Auch bezogen auf die Innovationleistung der Unternehmen scheint es noch Probleme mit dem Datenschutz zu geben. So gaben fast alle Befragten an, dass in den letzten 12 Monaten mindestens ein Innovationsprojekt gescheitert ist oder gar nicht erst in Angriff genommen wurde, etwa durch DSGVO Vorgaben oder Unklarheit bzgl. dieser. Besonders bei dem Aufbau von Datenpools, aber auch bei der Prozessoptimierung von Kundenbetreuung oder dem Einsatz von Datenanalysetools scheiterte die Umsetzung.

Einige Unternehmen fühlen sich dabei von den zuständigen Aufsichtsbehörden im Stich gelassen. So fragten 27% nach eigenen Angaben zwar bei einer Aufsichtsbehörde an, bekamen jedoch keine Antwort. Knapp die Hälfte der Befragten, die eine Antwort bekamen oder bestehendes Informationsmaterial nutzen, waren eher unzufrieden mit der geleisteten Hilfestellung. So gaben nur 46% der Unternehmen an, kompetent beraten worden zu sein.

Dabei ist die richtige Beratung im Umgang mit Datenschutz unerlässlich, besonders wenn es um den Transfer von personenbezogenen Daten ins EU-Ausland geht. Viele Unternehmen heutzutage transferieren Daten in nicht EU-Länder, etwa an externe Dienstleister, Geschäftspartner oder andere Konzerneinheiten. Ein Großteil dieser Daten wird wenig überraschend in den USA verarbeitet. Besonders Cloud-Angebote, Kommunikationssysteme, aber auch Dienstleister für 24/7 -Securitysupport, vor allem bei Unternehmen ab 500 Beschäftigten, stehen dabei im Fokus.

Ein Ausfall dieser Möglichkeiten würde für viele Unternehmen erheblich Nachteile bedeuten, zum Beispiel bei der Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen und höheren Kosten. Aber besonders bei Unternehmen ab 500 Beschäftigten würde dies zu einem internationalen Wettbewerbsnachteil führen. Während in der Vergangenheit noch das Privacy Shield gesetzt werden konnte, so dominieren aktuell die Standardvertragsklauseln als Rechtsgrundlage der Übermittlung. Doch nicht nur die Regelungen zum internationalen Datentransfer stehen in der Kritik durch die Befragung.

Fast alle Unternehmen wünschen sich mehr Rechtsklarheit im Datenschutzrecht, zum Beispiel in der Zusammenführung der vielen Sonder- und Spezialvorschriften zu Datenschutz und Datennutzung, eine Anpassung der DSGVO und eine stärkere Vereinheitlichung von Datenschutzvorgaben auf europäischer Ebene.

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